Sächsische Familie mit Ursprung in Pisek, Südböhmen.
Evangelisch-lutherisch. Aus Böhmen stammendes Wappen ungeklärter Herkunft:
halbes silbernes Pferd in Blau (s. Deutsche Wappenrolle Nr. 8507/85, dort zur
Unterscheidung ergänzt um eine Mauer).
Der böhmische Name der Familie war Strejc, auch Strycz
(alttschechisch = Vaters Bruder). Aus der lateinischen Namensform Streicius, später
auch Streitius, die mehrere Generationen führten, entstand der deutsche Name
Streit.
Mitglieder der Familie leben heute im westlichen Deutschland
und den Vereinigten Staaten.
Ältester bekannter Namensträger ist Jan Strycz, 1471 im frühsten
Stadtbuch von Pisek als Ratsherr genannt. In der vierten Generation ist
Martinus Streicius, geboren um 1540 in Pisek, dort Rektor der Schule, später
Bürgermeister in Rokitzan (Rokycany) bei Pilsen. Mit ihm beginnt die Ahnenreihe
der Familie in Bd. 33 des Deutschen Geschlechterbuchs (=Bd. 1 des
Obersächsischen Geschlechterbuchs), Verlag C.A. Starke, Görlitz, 1920. Diese
Ahnenreihe umfasst acht Generationen. Sie berücksichtigt nicht die durch
spätere Recherchen gefundenen drei in Pisek vorangegangenen Generationen. Mit
vier seit 1920 hinzugekommenen Generationen umfasst die Familie in den rund fünfeinhalb Jahrhunderten ihres dokumentierten Bestehens 15 Generationen.
Die Familie gehörte der Böhmischen Brüder Unität an. Sie
wurde im Zuge der Gegenreformation in Böhmen im Dreißigjährigen Krieg verfolgt
und flüchtete aus Rokitzan nach Sachsen. Dank ihrer akademischen Bildung fasste
sie dort in akademischen Berufen wieder Fuß. Drei Generationen lebten in
Ronneburg im Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg. Seit der neunten Generation werden
fünf Zweige der Familie unterschieden (Berliner, Ronneburger, Rodaer,
Waldenburger u. Sonnefelder Zweig, s. Deutsches Geschlechterbuch).
Die Geschichte der Vertreibung aus Rokitzan ist in Kap. 100
der „Persecutionum Ecclesiae Bohemicae“ von 1648, zugeschrieben Johann Amos
Comenius (Komenský) oder dessen Schülern, festgehalten (S. 358-62). Deutsche
Übersetzungen 1766 von Johann Theophilus Elsner „Martyrologium Bohemicum oder die Böhmische Verfolgungsgeschichte von
894 bis 1632, darinnen die große List, Tücke und Gewalttätigkeit der Feinde der
Wahrheit geschildert wird“ und 1869von
Bernhard Czerwenka „Das
Persekutionsbüchlein der Verfolgungen des Evangeliums in Böhmen seit Einführung
des Christentums bis auf die Regierung Kaiser Ferdinand II. (894-1632)“.
Bemerkenwerte Mitglieder:
- Johann Felix Streicius, (um 1586-1647), geboren und
gestorben in Böhmen, Magister der Karls-Universität in Prag, kaiserlich
gekrönter Dichter (poeta laureatus, Werke in Bibliotheken in Prag, Brünn, London
u. Amsterdam), Rektor zu Kuttenberg, Böhmisch-Brod u. Saaz, Bürgermeister zu
Rokitzan, flüchtete 1624 nach Sachsen,
- Friedrich Wilhelm Streit, (1741-1793), Superintendent zu
Ronneburg, Hofdiakonus u. Prinzenerzieher zu Gotha, Verfasser deutscher und
englischer Schriften,
- Friedrich Wilhelm Streit (1772-1839, Offizier und
Verfasser zahlreicher geografischer Werke (Landkarten, u.a. Streit´s Schulatlas von allen Theilen der
Erde, Berlin 1845 ),
- Guido Alexander v. Streit, (1813-1884), kgl. Preußischer
Generalleutnant, Kommandant der Festung Spandau, 1859 geadelt,
- Lothar Streit (1823-1898), Oberbürgermeister und
Ehrenbürger von Zwickau (Denkmal), Vizepräsident der Zweiten Kammer des
Sächsischen Landtages, Mitglied des Reichstags,
- Arnold Streit (1867-1940), Verfasser der Sächsischen
Gemeindeordnung, Präsident des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts.